Bezug zur UL
Durch eine Pre Field Evaluation, vergleichbar mit einer Vorabnahme, besteht die Möglichkeit eine Maschine oder Anlage vor Auslieferung, z.B. bei der Vorinbetriebnahme in Deutschland, hinsichtlich ihrer Konformität mit den in Nordamerika geltenden Normen und Richtlinien, überprüfen zu lassen.
Was bedeutet Pre-Field Evaluation?
Bei der Pre-Field Evaluation wird eine Maschine oder elektrische Anlage noch an ihrem Produktionsstandort dahingehend überprüft, ob sie den entsprechenden US-amerikanischen Vorschriften zur Arbeitssicherheit entspricht.
Wie wird eine Pre-Field Evaluation durchgeführt?
Bei einer Pre-Field Evaluation wird die gesamte Anlage hinsichtlich der am Einsatzstandort geltenden Normen geprüft. Dafür werden alle technischen Dokumente der Anlage sowie die zugehörigen Schaltpläne an das Prüflabor übergeben. Eine genaue Überprüfung der Dokumente und die Inspektion der Anlage werden in einem ausführlichen Bericht dokumentiert. In diesem Report werden alle nötigen Änderungen am Produkt aufgelistet, die umgesetzt werden müssen, damit die Anlage den von der OSHA vorgegebenen Normen entspricht.
Zweck der Pre-Field Evaluation
In den USA gelten für den Betrieb von Maschinen und elektrischen Anlagen strenge Vorschriften zur Vermeidung von Stromschlägen, Bränden, Explosionen und sonstigen Gefahren. Diese Vorschriften können sich von Bundesstaat zu Bundesstaat, teilweise sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden. Für die Überprüfung der Anlagen auf die Einhaltung dieser Vorschriften sind die Vertreter lokalen Behörden (Authorities Having Jurisdiction, AHJs) zuständig. Diese Vertreter sind es, die die Inbetriebnahme einer Anlage letztendlich genehmigen und juristisch verantworten.
Eine Pre-Field Evaluation gibt dem Hersteller der Anlage die Sicherheit, dass sein Erzeugnis den lokalen Verordnungen und Gesetzten entspricht. Ein Zertifikat wird bei einer Pre-Field Evaluation allerdings nicht ausgestellt, wodurch immer ein Restrisiko besteht, dass die Zulassung in Amerika durch den zuständigen AHJ-Inspector scheitern könnte. Ferner gibt es arbeitsschutzrechtliche Vorschriften und Gesetze, die eventuell nicht von den zu prüfenden UL-Normen erfasst werden, wie zum Beispiel der Lärmschutz. Um sicherzustellen, dass eine Anlage auch in diesen Bereichen den jeweiligen Vorschriften entspricht, ist eine entsprechende Rücksprache mit der zuständigen AHJ zu empfehlen.
Warum ist eine Pre-Field Evaluation sinnvoll?
Bei einer Pre-Field Evaluation können alle Beanstandungen des Prüfers noch vor Ort am Produktionsstandort behoben werden. Dadurch reduziert sich der logistische Aufwand zur Mängelbeseitigung für Unternehmen mit Sitz in Deutschland ganz erheblich.
Diese Prüfung kann selbstverständlich auch erst nach dem Aufbau der Anlage in den USA durchgeführt werden – dann spricht man von einer Field Evaluation. Kommt es dabei jedoch zu Beanstandungen durch die Prüfer, können die Mängel nur noch vor Ort abgestellt oder die Anlage zurückgeschickt werden. In jeden Fall entsteht also in erheblicher logistischer Aufwand.
Wer führt eine Pre-Field Evaluation durch?
In der Regel werden Pre-Field Evaluations von denselben OSHA-akkreditierten Prüflaboren (Nationally Recognized Testing Laboratory, NRTL) durchgeführt, die auch die Field Inspections durchführen, für die ein entsprechendes Field Evaluation Label vergeben wird. In Deutschland gibt es nur wenige Anbieter für diesen Service. Wohl am bekanntesten sind die Underwriters Laboratories (UL), die die arbeitsrechtlichen Vorschriften der OSHA in zahlreiche interne UL-Normen überführen. Viele der über 1.300 Sicherheitsnormen, die UL entwickelt hat, sind mittlerweile offizielle American National Standards (ANSI).
Gibt es ein Pre-Field Evaluation Prüfzeichen?
Die, insbesondere von der UL durchgeführten, Prüfungen sind sehr umfangreich. In Rücksprache mit der AHJ vor Ort wird sichergestellt, dass alle geltenden Normen und lokalen Besonderheiten berücksichtigt wurden. Ein Pre-Field Evaluation Prüfzeichen, das die Konformität der Maschine oder Anlage mit den geltenden Sicherheitsbestimmungen nachweist, wird bei einer Pre-Field Evaluation allerdings nicht ausgestellt.
Dieser Prozess dient also einzig und allein der Prüfung eines Produktes, um etwaige Beanstandungen noch hier in Deutschland beheben zu können und nicht dem Nachweis, dass den Sicherheitsbestimmungen entsprochen wurde.
Dadurch besteht immer ein Restrisiko, dass die Zulassung in Amerika durch den zuständigen AHJ Inspektor scheitern könnte. Doch selbst mit einem UL Prüfzeichen gibt es keine Garantie, dass die Abnahme gelingt. Die Pre-Field Evaluation gibt aber zumindest so viel Sicherheit, dass etwaige Verstöße gegen die geltenden Bestimmungen bereits entdeckt und ausgebessert wurden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Pre-Field Evaluation und einer Field Evaluation?
Die Field Evaluation findet vor Ort an der aufgebauten und betriebsbereiten Anlage statt. Die Vor-Ort-Prüfung bedingt die oben genannten Nachteile im Falle möglicher Beanstandungen. Jedoch kann bei einer erfolgreichen Field Evaluation durch ein akkreditiertes Prüflabor ein entsprechendes Inspection Label vergeben werden, was die offizielle Abnahme durch die zuständige AHJ erheblich erleichtert. Umgekehrt geht die Field Evaluation schneller vonstatten, wenn vorhandene Mängel bereits im Rahmen einer Pre-Field Evaluation im Herkunftsland der Anlage abgestellt werden konnten.
Pre-Field Evaluation und Field Evaluation sind also keine gegensätzlichen Alternativen, sondern ergänzen sich gegenseitig. Insbesondere für ausländische Firmen empfiehlt sich die Durchführung sowohl einer Pre-Field Evaluation – um Mängel unkompliziert abstellen zu können – als auch eine Field Evaluation, die eine schnellere Inbetriebnahme der Anlage beim Kunden ermöglicht.