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Field Evaluation

Inhaltsverzeichnis

Bei einer Field Evaluation überprüft ein Experte vor Ort, ob die elektrische Anlage, die Normen für deren spezifischen Anwendungen und den Einsatzort erfüllt. Denn um eine Maschine oder Anlage in den USA in Betrieb nehmen zu können, muss diese bestimmte Voraussetzungen und Normen erfüllen. Für die USA gelten Local und National Codes, wobei die National Codes den Local Codes untergeordnet sind. Beide orientieren sich aber an den von der Underwriters Laboratories Inc. veröffentlichten Normen, kurz UL Normen. Die in der EU geltende CE-Kennzeichnung erkennt die OSHA (Occupaional Safety an Health Administration), die amerikanische Behörde für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, nicht an

Zwei Fiel Evaluation Agents bei der Arbeit. Mit weißem Helm.

Bezug zu UL

Durch eine Field Evaluation können Anlagen am Aufstellungsort auf Ihren Einsatz überprüft und nicht zertifizierte Produkte nachträglich zertifiziert werden. Die Prüfung erfolgt vor Ort durch ein NRTL. Ein zertifizierter Schaltschrank kann diesen Prozess merklich verkürzen, was sich auch in den Kosten widerspiegeln kann.

Was ist eine Field Evaluation?

Die Field Evaluation, zu deutsch Feld Evaluation bzw. Feldbewertung, beschreibt einen Prozess in den USA bei dem Produkte, die keine nach den geltenden Normen zulässige Zertifizierung haben, im Hinblick auf ihren Einsatz(bereich) bewertet und zertifiziert werden können. Zum Prozess gehören die Bauinspektion und die Montage, aber auch verschiedene Testungen. Unabhängig von der Field Evaluation entscheidet über die Zulassung der industriellen Maschine oder Anlage dann einer von über 38.000 AHJ Inspektoren. Häufig werden Field Evaluations durchgeführt, wenn Anlagen verändert oder generalüberholt wurden. Aber auch wenn Anlagen aus dem Ausland, zum Beispiel der EU, nach Nordamerika importiert wurden und nicht über die nötigen Zertifizierungen (certifications) verfügen

Wie wird eine Field Evaluation durchgeführt?

Die Field Evaluation wird in verschiedenen Schritten durchgeführt. Zum einen wird die mitgelieferte technische Dokumentation des Produkts eingehend geprüft, zum anderen wird einen gründliche visuelle und mechanische Inspektion vorgenommen. Beides geschieht unter der Berücksichtigung des National Electrical Code (NEC). Ein ausführlicher technischer Bericht schließt die Field Evaluation ab. In diesem Bericht werden alle beim Evaluationsprozess festgestellten Mängel mit dem Verweis auf die entsprechende Norm aufgeführt, sodass diese vor der Prüfung des AHJ Inspektors behoben werden können. Sollte die Anlage bereits den festgelegten Standards und Normen entsprechen wird sie mit einem Prüfkennzeichen versehen, dem Field Evaluation Product Label bzw. Inspection Label, was die Abnahme durch den AHJ Inspektor in der Regel zu einer reinen Formsache macht.

Warum ist eine Field Evaluation sinnvoll?

Insbesondere, wenn eine Anlage oder Teile davon keine von der OSHA anerkannte Zertifizierung haben, ist eine Field Evaluation dringend angeraten. So kann bereits vor der Prüfung eines AHJ Inspektors die Konformität des Produktes festgestellt werden. Sind Teile der Anlage nicht konform mit den geltenden Standards und Normen, müssen entsprechende Änderungen vorgenommen werden. Sollte erst der AHJ Inspektor feststellen, dass die Anlage nicht den geforderten Normen entspricht, wird dieser die Inbetriebnahme verweigern oder eine bereits in Betrieb genommene Anlage wieder außer Betrieb setzen. In beiden Fällen spricht man von einem Red Tag. Das gilt es natürlich unbedingt zu vermeiden, weil eine Verzögerung oder ein Stopp des Produktionsprozesses in der Regel mit hohen Kosten verbunden ist. Eine gründliche Field Evaluation kann der Verzögerung von Produktionsprozessen vorbeugen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Pre- Field und einer Field Evaluation?

Während die Field Evaluation einen Prüfprozess am jeweiligen Einsatzstandort des Produktes beschreibt, ist die Pre-Field Evaluation eine Vorabnahme, die am Produktionsstandort der Anlage oder in einem akkreditierten Prüflabor bzw. einer akkreditierten Prüforganisation (Nationally Recognized Testing Laboratory, kurz: NRTL) durchgeführt wird.

In Deutschland gibt es nur wenig anerkannte Prüflabore, die eine Pre-Field Evaluation durchführen dürfen. Unter anderem ist die Underwriters Laboratories mit ihren Standorten in Deutschland eine solche anerkannte Prüforganisation. Bei einer Field Evaluation kann ein Field Evaluation Label bzw. Inspection Label ausgestellt werden, bei einer Pre-Field Evaluation hingegen nicht.

Was ist der Field Evaluation Service (FES)?

    Der Field Evaluation Service (FES) bezeichnet die Dienstleistung einer Organisation oder eines Unternehmens, bei der ein zugelassener Experte die Prüfung und Zertifizierung eines Produktes am Einsatzort im Hinblick auf die in Nordamerika geltenden Normen übernimmt. Dieser Service ermöglicht später die unkomplizierte Zulassung durch einen AHJ Inspektor, da alle Unzulänglichkeiten hinsichtlich geltender Normen bereits vorweg festgestellt, behoben und die Anlage mit einem Inspection Label versehen wurde.

     

    Field Evaluation Service in Deutschland

    Der Field Evaluation Service in Deutschland muss eigentlich als Pre-Field Evaluation Service bezeichnet werden. Da die Überprüfung am Einsatzstandort nicht möglich ist und entsprechend keine Zertifizierung, also kein Inspections Label, ausgestellt werden kann. In der Regel beinhalten aber hier in Deutschland angebotene Field Evaluation Services sowohl die Pre-Field Evaluation in Deutschland, als auch die Field Evaluation am Einsatzstandort. Der Prozess läuft demnach in 3 Schritten ab:

    1. Pre Field Evaluation in Deutschland in einem NRTL, inklusive ausführlichem Report
    2. Modifikation der Anlage durch den Kunden mithilfe des Mängelberichts
    3. Erneute Prüfung am Aufstellungsort durch ein NRTL, anhand des in Deutschland ausgestellten Reports, mit anschließender Zertifizierung

    Oft ist die Anmeldung eines solchen Prüfprozesses mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden. Deshalb kann auch die Organisation des Prozesses oder die Aushandlung der Konditionen mit dem Prüflabor als Pre-Field Evaluation Service angeboten werden. Ein Pre-Field Service Agent übernimmt die aufwändige Anmeldearbeit und kümmert sich um den gesamten Prozess, bis hin zur Aushändigung des Prüfberichtes.

    Warum sollte eine Pre-Field Evaluation immer in Kombination mit einer Field Evaluation durchgeführt werden?

      Beide Verfahren ähneln sich in Bezug auf Ihre Durchführung, haben aber auch entscheidende Unterschiede, die bestimmte Vorteile mit sich bringen. Der Report einer Pre-Field Evaluation ermöglicht dem Kunden noch in Deutschland dringend nötige Änderungen hinsichtlich der am künftigen Standort der Anlage geltenden Normen durchzuführen. Das wäre nach dem Export nicht mehr so einfach möglich. Die Field Evaluation hingegen wird direkt am Einsatzstandort durchgeführt und kann deshalb von einem NRTL mit dem Inspection Label versehen werden, was wiederum ein großer Vorteil dieses Prüfprozesses ist.

      Hieraus wird ersichtlich, dass in Deutschland gefertigte Maschinen einer Pre-Field und einer Field Evaluation unterzogen werden sollten, damit eine reibungslose Abnahme durch den AHJ Inspektor gewährleistet werden kann. Wird auf eine der beiden Prüfungen oder gar auf beide verzichtet, kann die Inbetriebnahme in den USA sehr langwierig und kostspielig werden. Demnach sollte ein umfassender Field-Evaluation Service in Deutschland die Organisation und Anmeldung beider Prüfprozesse anbieten und organisieren können.

      Zusammenfassung

      Die Field Evaluation wird von einem NRTL direkt am Einsatzstandort einer Anlage durchgeführt. Dabei werden zunächst die technischen Dokumente eingehend geprüft und anschließend die Anlage einer visuellen und mechanischen Inspektion unterzogen. Nur wenn die Konformität der Anlage mit den geltenden Normen und Vorschriften festgestellt werden kann, wird ein Field-Evaluation-Label ausgestellt, was wiederum die Abnahme durch die AHJ deutlich erleichtern kann. Deshalb werden häufig sogenannte Field-Evaluation-Services (FES) angeboten, bei denen ein FES-Agent den aufwändigen Prüfprozess organisiert.

      Werner Krayer

      Über den Autor

      Werner Krayer

      Als Geschäftsführer verantwortet Werner Krayer die strategische und operative Gesamtausrichtung des Unternehmens. Als Spezialist für UL-zertifizierte Schaltschränke weiß er genau, worauf es beim Export von Schaltschränken auf den nordamerikanischen Markt ankommt. Dabei ist für ihn eines klar: der Nutzen für den Kunden steht immer im Mittelpunkt.

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